Pressemitteilung der Schulleiterinnen und Schulleiter an
Gemeinschaftsschulen im Saarland zum Thema G9
Freisen, 14.01.2022
Mit Verwundern reagiert die Arbeitsgemeinschaft der Schulleiterinnen und Schulleiter an Gemeinschaftsschulen im Saarland auf den Vorstoß der CDU Saar mit ihrem Wahlkampfpapier Q+ für saarländische Schulen. Statt Schulstrukturdebatten zu führen, sehen die Schulleiterinnen und Schulleiter an den Gemeinschaftsschulen eher die Notwendigkeit, dass die Landespolitik personelle und finanzielle Ressourcen bereitstellen muss, um inhaltliche und räumliche Verbesserungen an den Schulen innerhalb des bestehenden Rahmens zu erreichen. „Wenn die CDU nun mit 100 zusätzlichen Lehrerstellen an den Gymnasien für ein neuntes Jahr auf dem Weg zum Abitur kalkuliert, gehen wir davon aus, dass mindestens im gleichen Umfang auch Geld und Personal für die gleichwertige Säule Gemeinschaftsschule zur Verfügung gestellt werden, damit langjährige Versprechen der Politik wie multiprofessionelle Teams und kleinere Klassen endlich in die Tat umgesetzt werden können“, erklärt der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Marc André Müller.
Dass nun offenbar so viel Geld für zusätzliche Bildungsausgaben an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien und natürlich auch an weiteren Schulformen im Landeshaushalt bereitstehen wird, begrüßen die Schuleiterinnen und Schulleiter daher sehr.
Kein Verständnis haben die Schulleiterinnen und Schulleiter hingegen für die vorgestellten Pläne zur vermeintlich neuen inhaltlichen Neuausrichtung der Gemeinschaftsschulen. „Die Gemeinschaftsschule kann schon heute selbstbewusst auf eine klare Profilbildung verweisen, die an den jeweiligen Standort angepasst und mit den Schulgemeinschaften abgestimmt ist“, so Marc André Müller. Die Berufsorientierung sei dabei sicher ein Schwerpunkt, aber ganz sicher nicht der einzige. Zugleich sei die Gemeinschaftsschule diejenige Schulform, welche in den zurückliegenden Jahren trotz einer angespannten Personalsituation die größten Beiträge in den weiterführenden Schulen zur erfolgreichen Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung und von Geflüchteten geleistet habe und die eine individuelle pädagogische Förderung aller Schülerinnen und Schüler gewährleiste. „Zudem ist die Gemeinschaftsschule schon jetzt die Schulform, die G9 bereits mit großem Erfolg anbietet und nach unserer Auffassung gibt es überhaupt keinen Grund, an dieser Ausrichtung etwas zu ändern“, sagt Marc André Müller. Den Eindruck, dass Eltern den Unterschied zwischen den Schulformen nicht erkennen würden, wie von der CDU behauptet, teilt man an den Gemeinschaftsschulen nicht. „Vielmehr stellen wir fest, dass viele Eltern, auch von Schülerinnen und Schülern mit gymnasialer Empfehlung, sich bewusst für eine Gemeinschaftsschule entscheiden, weil sie die individuelle pädagogische Förderung, die wir Ihren Kindern anbieten, zu schätzen wissen“, meint Müller. So sei die Gemeinschaftsschule die Schulform, die alle Schülerinnen und Schüler bestmöglich fördere und zum bestmöglichen Abschluss führe und gezielt auf alle Schulabschlüsse vorbereite – vom Hauptschulabschluss über den Mittleren Bildungsabschluss bis hin zum Abitur.
Der Plan der CDU, ein Förderband Oberstufe in Klassenstufe 9 an der Gemeinschaftsschule einrichten zu wollen, verkenne dabei, dass schon jetzt eine hohe Anzahl von Schülerinnen und Schülern ihr Abitur an der Gemeinschaftsschule erfolgreich und mit guten Ergebnissen absolviere und dass in der Oberstufe die gleichen Anforderungen erfüllt werden müssen wie am Gymnasium. „Schließlich gibt es im Saarland ein allgemein anerkanntes Zentralabitur, das ungeachtet der Schulform nach identischen Lehrplänen und identischen Abiturprüfungen vergeben wird“, sagt Marc André Müller abschließend.