Rieseninvestition in Neunkirchen
Wenn eine Schule mitten in der Stadt liegt, trägt ihr Äußeres auch entscheidend zum Stadtbild bei. Die Gemeinschaftsschule Stadtmitte zeigt dies schon in ihrem Namen an. Nun ist die Schule nicht nur in die Jahre gekommen, sondern nach den Worten von Landrat Sören Meng sogar „marode, und der Platz reicht vorne und hinten nicht“. So müssen die 366 Schüler sogar an zwei Standorten, nämlich Neunkirchen Lutherstraße und Wiebelskirchen, unterrichtet werden.
Der Landkreis Neunkirchen als Schulträger hat einen Architektenwettbewerb ausgelobt, der den Teilnehmern nicht vorgab, ob die Schule saniert und erweitert oder neu gebaut werden sollte. Das Ergebnis wurde nun präsentiert: Alle Teilnehmer des Wettbewerbs gehen von einem Neubau aus, der auch das Gelände der ehemaligen Stadtbibliothek miteinbezieht. Das heißt, dass das seit gut fünf Jahren leer stehende Gebäude nach einem Ankauf von der Stadt (Gespräche dazu laufen) abgerissen werden müsste. Vor der Coronapandemie ist man von einer Fertigstellung im Jahr 2025 ausgegangen. Im Raum steht eine Investition von knapp 20 Millionen Euro, die jedoch nur mithilfe von Fördergeldern zu finanzieren wäre.
Preisträger und Ankäufe des Wettbewerbs
Die Preisträger: Erster Preis: Architektenbuero S.A, Luxemberg, zweiter Preis: pmva GmbH + Troi Architekten PartG mbB, Aachen, dritter Preis: 4a Architekten, Stuttgart; vierter Preis: ARUS GmbH, Püttlingen; fünfter Preis: Kohlmayer Oberst Architekten, Stuttgart. Ankäufe: Flosundk architektur, Saarbrücken; Planungsgesellschaft Jörg Kühn, Eppelborn; Frett + Bruncken, Köln.
Doch so weit ist es noch lange nicht. Mit dem Wettbewerb habe man ergründen wollen, welches Potential dieser Bereich habe, obwohl er sehr begrenzt sei, erklärte Meng bei der Preisvergabe im Innenhof des Landratsamts Saarbrücker Straße. Vorgabe war eine vierzügige Gemeinschaftsschule mit teilgebundenem Ganztag. Der erste Preisträger von insgesamt fünf ausgezeichneten Beiträgen ist das „Architektenbuero S.A.“ im luxemburgischen Remich. Das neunköpfige Preisgericht unter der Leitung von Professor Andrea Wandel prämierte insgesamt fünf Beiträge, außerdem wurden drei Ankäufe von 19 eingereichten Beiträgen geleistet. Das heißt, dass der Kreistag unter acht Vorschlägen für einen Neubau entscheiden kann. Die Jury präferierte – übrigens einstimmig – den „klaren, unaufgeregten und kompakten“ Entwurf des Luxemburger Büros. In dessen Erläuterungsbericht heißt es unter anderem: „Das Gebäude nimmt zum Unteren Markt hin die Lage des Bestandsbaus auf, so dass der Markt gefasst bleibt; zur Lutherstraße wird der Straßenraum jedoch klarer definiert. Die Straßenfassaden sind dreigeschossig, passend zur umliegenden Bebauung. Hofseitig reduziert sich die Geschossigkeit durch die Topographie bedingt auf zwei Ebenen. Der Baukörper ist kompakt gehalten und lediglich durch gezielte Einschnitte gegliedert. Er reagiert durch Einschnitte und Versprünge auf die heterogene Umgebung, wie zum Beispiel das Karl-Ferdinand-Haus oder die Pasteurstraße. Hierdurch werden spannende Außenräume unterschiedlicher Charakteristik und hoher Aufenthaltsqualität geschaffen.“ Die Juryvorsitzende Wandel spricht von einem „Haus der kurzen Wege“, lobt das großzügige Foyer, das gleichzeitig als Aula genutzt werden könne sowie die Idee, die Lutherstraße zu einer verkehrsberuhigten Zone zwischen Unterem Markt und Pasteurstraße zu gestalten. In seiner Geschlossenheit entwickele der Entwurf „eine besondere Kraft“. Dem Kreistag, dem Professorin Wandel am selben Tag die Ergebnisse des Wettbewerbs erläuterte, fügte sie an: Besonders positiv habe die Jury die Kompaktheit des Entwurfs bewertet, der einen wirtschaftlichen Rahmen hinsichtlich Erstellung, Bau und Betrieb ermögliche.
In die Entscheidung über die preisgekrönten Wettbewerbsbeiträge eingebunden war auch der kommissarische Schulleiter der Gemeinschaftsschule, Michael Klepper. Als Sachpreisrichter konnte er sich ein umfassendes Bild über die eingereichten Beiträge machen. Sein Urteil: „Die ersten drei würde ich direkt nehmen.“ Zwar rechne er mit einer längeren Bauzeit. Aber wenn das Ziel ein neues Schulgebäude sei, das dann endlich ein modernes, pädagogisches Konzept ermögliche, könne man mit dieser Wartezeit leben. Sein Fazit: „Im Sinne des Raums als dritter Pädagoge kann uns die neue Schule viele wichtige Impulse geben.“ Denn gerade Ganztagsschulen sind Lernorte und Lebensorte und werden zunehmend aktiver Bestandteil des Stadtviertels oder der Gemeinde. Was auf die neue Gemeinschaftsschule Stadtmitte dann punktgenau zutreffen würde.
Quelle: 6. Juli 2020 um 08:51 Uhr von der Redakteurin Heike Jungmann geschrieben Saarbrücker Zeitung – zum Beitrag